bih - astrid mania /besprechung

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Die Komplexität dieser Ausstellung [Trouble With Realism] und ihrer Gedankenbezüge bündelt sich vielleicht am eindringlichsten in dem kurzen Video von Ulrich Polster. Wenige Minuten lang sieht man, Claude Monet lässt grüßen, einen Heuhaufen. Ob man aber ein Standbild erblickt oder eine filmische Aufnahme, lässt sich schwer entscheiden. Man meint zu beobachten, wie sich Dunstfetzen leicht bewegen, aber dies mag auch nichts weiter als Täuschung sein. Aufgebrochen wird die kunsthistorische Referenz durch den Titel des Werks: Bosnien and Herzegowina (Han Pijesak, Republika Srpska, 07.08.2007).

Überprüfen lässt sich natürlich nicht, ob es sich hier tatsächlich um ein Feld des Ortes in der Nähe von Sarajevo handelt, der Schauplatz tragischer Kriegsereignisse war. Doch die Unschuld des Blicks ist dahin. Das Wissen um die Gräuel im Jugoslawienkrieg schiebt sich vor das Bild und färbt es ein.
Was also sehen wir? Wie sehr bestimmt unsere Kenntnis bestimmter Sachverhalte, was wir in einem Bild lesen? Wie politisch, ideologisch, ästhetisch vorgeprägt ist das Motiv, auf das wir schauen? Und sehen überhaupt zwei Individuen mit ihren ganz unterschiedlichen Erinnerungen, Assoziationen, Mentalitäten und Erfahrungen jemals das Gleiche? Und wenn wir schon nicht sicher sind, was wir sehen, wie können wir uns dann anmaßen, uns davon ein Bild zu machen?

Astrid Mania, artnet Magazin, 17. Nov. 2009

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