texte
stalker material - arvo iho - gemalt mit licht /text
gemalt mit licht /von arvo iho
“Der Mensch weiß nichts über seine unterbewussten Wünsche.”
Dort wo man jetzt am ‘Kessel’ baut, war das Tor zur Zone im Film ‘Stalker’ von
Andrej Tarkowskij.
Im Industriegebiet zwischen den Alt-Narvaer und den Leningrader Chausseen wurden
alle Draisinenfahrten aufgenommen. Bei der Brücke über den Fluss Pirita hielt
die Draisine, dort sind sie ausgestiegen und haben sich in nördlicher Richtung
auf den Weg gemacht. Die Zone selbst fing im Pirita-Flussbett an. Da standen
vier Panzer, die wie zerstört aussahen, einige Maschinengewehre und ein paar
Panzerfahrzeuge. Oben war an einem Maschinengewehr ein Soldatenskelett
aufgestellt. Das war die Welt des Stalker, in die sich die Soldaten nicht weiter
hinein trauten.
christoph tannert - ulrich polster, neue arbeiten (2012) /text
ulrich polster / neue arbeiten (2012) /von christoph tannert
Ulrich Polster ist ein Künstler, der keine Gefälligkeiten produziert. Seine Videoprojektionen eignen sich nicht als dekorative Klangtapete, sondern wollen vom Betrachter durchdrungen werden, was durchaus einer mühevollen Erarbeitung gleichkommen kann.
Das trifft auch auf seine neuesten Werke zu, von denen er die 3-Kanal-Video-Projektion “Shaoxing Lu” und die 1-Kanal-Video-Projektion “Auslöschung” in der Galerie zur Aufführung bringt.
Was für Szenen: gewohnt rätselhaft, dunkel glühend, dramatisch bewegt, so scheinbar voller Leben. Und doch sind es nur Tänze, die auf die Endlichkeit unseres Seins verweisen.
radjo monk - schmale pfade /text
schmale pfade - anmerkungen zur arbeit von ulrich polster /von radjo monk
Nähe und Distanz, Meditation und Analyse – das sind zwei Gegensatzpaare, die mir spontan einfallen, wenn ich darüber nachdenke, was mich an Ulrich Polsters künstlerischer Arbeit fasziniert.
Erzählstränge werden gebrochen und markieren philosophisches Terrain. Tempi werden überraschend gewechselt und assoziieren kompositorische Strategien. Und die dem dokumentarischen Element stets verbundene Ebene bewegter Bilder wird angehalten zugunsten eines poetischen Schwebezustandes.
meinhard michael - glücklich die pferde auf ihrer koppel /text
Glücklich die Pferde auf ihrer Koppel
Der Videokünstler Ulrich Polster kombiniert sparsame Bilder zum großen Panorama: Das Leben
Nichts besonderes eigentlich, antwortet Ulrich Polster lapidar auf die Frage, was er vor dem Kunststudium in Leipzig gemacht habe. “So die klassische DDR-Karriere: Einen Beruf gelernt, Nachrichtentechniker; kurz in dem Beruf gearbeitet, aufgehört, verschiedene Jobs gemacht, Bratwürste zur Messe verkauft, im Museum Ausstellungen auf und ab gebaut und als Aufsicht gearbeitet, Straße gekehrt. Und mich nebenbei autodidaktisch mit Kunst beschäftigt.”
stéphanie katz - point de vue d'ici, par ailleurs /text
point de vue d’ici, par ailleurs /von stéphanie katz
Über die Arbeit von Ulrich Polster
Es scheint, als besitze Ulrich Polster die Fähigkeit einer transversalen Wahrnehmung der Bilder. Etwas, das vielleicht einem unmerklichen Schritt zur Seite ähnelt, das es ihm ermöglicht, von einem außerhalb liegenden Standpunkt, aus der Distanz heraus, von den hiesigen Bildern zu sprechen. Ulrich Polster wurde 1963 in Frankenberg in der ehemaligen DDR geboren.
Er gehört zu jener Generation ostdeutscher Künstler, die den wirtschaftlichen, kulturellen und ästhetischen Bruch, der mit dem Zerfall der Sowjetunion und der Öffnung dieses anderen Europas gen Westen einherging, ganz bewusst erlebt hat und bewältigen musste. Nach einer ersten Phase der Assimilation westlicher Ideen, nachdem sich die Flut des Neuen allmählich erschöpfte, gelang es dieser Generation, sich auf ihr eigenes ästhetisches Erbe zurückzubesinnen – eine Entwicklung, die ihnen heute einen völlig neuen Blick auf den visuellen Stoff der Gegenwart ermöglicht.
claus löser - heimweh nach limbo /text
heimweh nach limbo - anmerkungen zu ulrich polsters videos und installationen /von claus löser
Sämtliche Marksteine der Kinematografie speisen ihre Energie aus einem elementaren Widerspruch. Mit der öffentlichen Proklamation höchstmöglicher Intimität realisieren sie faktische Unmöglichkeiten. Indem sie Exhibitionismus praktizieren, schaffen sie doch gleichzeitig Schutzräume des Ur-Privaten. Authentische Filme fungieren deshalb stets als Akkumulatoren eigentlich unvereinbarer Sphären. Darin realisiert sich ihre Utopie. Aus der Profanität unseres unfreiwillig erlebten Hier und Jetzt vermag das Kino dank seiner spezifischen Reflexionsmechanismen etwas Neues, etwas Drittes zu schaffen. Dieser mediale Raum emanzipiert sich im Idealfall von seinem Urheber, schafft eine eigene Sphäre zwischen der so genannten wirklichen Wirklichkeit und ihrem intellektuellen Bewältigungsapparat. Transzendendierung waltet. Will heißen: es tritt jener Zustand ein, in dem der Künstler neidlos seinem eigenen Werk eine größere Weisheit zugestehen muß, als er selbst verbal zu artikulieren vermag. Aber das Kino ist nur ein Synonym dieses subtilen Zustandes. Dazu ein zunehmend diskreditiertes. Seine komplexe Herstellungsform verlangt viel Personal und Material, damit viel Geld. Und die an sich banale Redewendung vom verderblichen Einfluß des Geldes auf ungefestigte Charaktere läßt sich kaum eindrucksvoller belegen als mit einem Blick auf die aktuelle Filmszene und ihre Parteigänger.
alexander koch - breaking the clash /text
breaking the clash /von alexander koch
Ulrich Polsters Medium ist die Video-Großinstallation1. Sein Gegenstand ist die Zersplitterung sozialer Beziehungsräume und politischer, identitärer Sinnkonstrukte. Seine Methodik ist die der Schnittchoreographie – Fragmentierung von Körpern und deren Handlungsfähigkeit, streng rhythmisierte Zerlegung sowohl von Realräumen als auch von Bild- und Tonarchitekturen, das bisweilen unmerkliche Ineinanderschieben divergierender Zeitachsen und Erinnerungshorizonte.